Tagebücher schreiben ist wohl eine der ältesten und persönlichsten Formen, sich schriftlich auszudrücken. Über Jahrhunderte hinweg verewigten Menschen ihre Gedanken, Gefühle sowie Erlebnisse in privaten Aufzeichnungen. So gesehen kommt das Tagebuch schreiben dem Anfertigen einer Chronik des Alltags gleich. Doch es ist darüber hinaus ein wunderbares Werkzeug für unsere Schatztruhe des heilsamen Schreibens. Denn es unterstützt dich bei deinem ganz persönlichen Reifeprozess – hilft dir, dich selbst im Strudel des oft überreizenden Alltagsgeflimmers zu finden.
In diesem Artikel gehe ich den folgenden 3 Fragen nach:
- Ist Tagebuch schreiben ein verstaubter Baustein von Gestern oder ist es auch im digitalen Zeitalter noch immer ein beliebter Königsweg zur Selbstmeisterung?
- Welche Optionen der modernen Tagebuchführung gibt es?
- Und welches Angebot ist für dich das richtige, um loszulegen?
Tagebuch schreiben – ein Königsweg zur positiven Lebensgestaltung
Meine persönliche Antwort möchte ich gleich vorweg nehmen:
Ja! Das Tagebuch schreiben macht auch in der digitalen und oft sehr schnelllebigen sowie unerhört lauten Welt absolut Sinn. Aktuell führe ich selbst eine Art Künstlertagebuch, um meine Fertigkeiten im zeichnerische Millieu zu trainieren. Es ist ein quadratisches Buch mit gebundenem Aquarellpapier, auf dessen Seiten ich mich der Zengrafik annähere. Wann immer ich darin eintauche, halte ich die Zeit einen Moment lang an und genieße die in mir wohnende schöpferische Urkraft, die sich mit meinem hauseigenen Ausdruck des ich-bin zu etwas Schönem verbindet. Somit ist das Tagebuch gestalten dieser Tage mein Königsweg zur inneren Heilung. Mich demTagebuch zuwenden dreht die Welt ein Stück langsamer, lässt mich durchatmen und innehalten.
Neben meiner selbst gibt es weitere junge und jung gebliebene Menschen, die aktiv Tagebuch schreiben, um darin Eingebungen zu reflektieren, neue Ideen für Geschichten zu entwickeln, Beobachtungen zu skizzieren oder Reisen festhalten. Ein Beispiel, wie ein Tagebuch als Dokumentationsplattform von Naturereignissen fungiert, stammt vom irischen Jungautor, Autist und Umweltschützer Dara McAnulty. Schon in Kindertagen begann er damit, seine Beobachtungen aus der Natur in einer Art Notizbuch aufzuschreiben. Als junger Erwachsener publizierte er sein „Tagebuch eines jungen Naturforschers“. Darin berichtet er ein Jahr lang über sein Leben und Wirken im Einklang mit der Natur. Und auch die deutsche Kinderbuch-Schriftstellerin Cornelia Funke nutz(e) das Tagebuch schreiben, um erste Kindergeschichten darin zum Leben zu erwecken. Vielleicht kennst du ihr erfolgreiches Buch „Tintenherz“?
Gedanken ordnen mit dem Tagebuch – wie alles begann
Das Bedürfnis, Gedanken schriftlich zu ordnen sowie über das irdische Leben hinweg zu erhalten, ist so alt wie die Schrift selbst. Schon in der Antike nutzten Philosophen und Gelehrte wie Marcus Aurelius ihre Aufzeichnungen, um über das Leben, Tugenden und die menschliche Natur nachzudenken. Sein Werk „Selbstbetrachtungen“ gilt als eines der frühesten Beispiele für Schreiben mit dem Ziel, sich selbst zu reflektieren. Auch in Asien war das Tagebuch ein wichtiges Medium, wie das berühmte Kopfkissenbuch der japanischen Hofdame Sei Shōnagon im 10. Jahrhundert zeigt.
In der Neuzeit entwickelte sich das Tagebuch schreiben zu einer Form des persönlichen Ausdrucks. Menschen wie Anne Frank oder Christa Wolf machten es sich zum alltäglichen Ritual, in einem klassischen Tagebuch ihre Innenwelt nachdrücklich zu beschreiben, um neue Erkenntnisse daraus zu formen. Aber sie berichteten auch gezielt über ihre Lebensumstände. Das machte ihre Tagebücher zu historischen Zeitdokumenten, die sich selbst heute noch einer breiten Leserschaft erfreuen – ein gesellschaftlicher Mehrwert mit einem Hauch Ewigkeit.
Durch Tagebuch schreiben die innere Welt besser verstehen lernen
Ich erwähnte bereits, dass ich im Tagebuch schreiben einen Königsweg zur Selbstmeisterung sehe. Doch was kannst du dir darunter genau vorstellen?
Wenn du persönlich wachsen willst und vom Fleck kommen möchtest, musst du in der Lage sein, dein Tun und Wirken beobachten und reflektieren zu können, um daraus zu schöpfen. In gewisser Weise musst du dir selbst zuhören – deiner inneren Weisheit lauschen, tief darin eintauchen, ohne dich zu verfransen.
Genau dies ist im lebendigen Alltag mit seinem höher, schneller, weiter sehr herausfordernd. Nicht jedem gelingt es, die weiterführenden Gedanken von den üblichen Gedankenwolken zu unterscheiden. Da ploppt plötzlich ein genialer Gedanke auf und im nächsten Atemzug ist er auch schon wieder fort.
Um hierbei Ordnung ins Chaos zu bringen, bietet dir das Tagebuch – ob klassisch, themenbezogen oder digital – Raum für deine Gedankenschlösser. Es fordert keine Perfektion und erlaubt dir, alles rund um alltägliche Erlebnisse bis hin zu tiefgründige Fragen festzuhalten. Somit bietet dein Tagebuch dir den freien Ausdruck, die eigene innere Welt besser verstehen zu können.
Zusammengefasst hilft dir das Schreiben deines Tagebuches:
- Mehr Klarheit zu schaffen: Durch das Niederschreiben ordnest du dein Gedankenchaos. Dadurch nimmst du die Emotionen im Hintergrund wahr und lernst sie eigenständig zu betrachten.
- Muster zu erkennen: Wenn du regelmäßig schreibst, kannst du wiederkehrende Themen, Probleme oder Denkweisen identifizieren und andere Entscheidungen treffen.
- Mehr Achtsamkeit zu entwickeln: Das Schreiben zwingt dich dazu, innezuhalten und die eigenen Handlungen, Gefühle und Entscheidungen zu hinterfragen. Dadurch bekommst du die Kraft, aus negativen Teufelskreisen auszusteigen.

Schreibe regelmäßig – dein Tagebuch als Beziehungscoach nutzen
Ein Tagebuch schreiben bedeutet, dich auf eine Reise zu begeben, die dir hilft, dir deiner eigenen Essenz Gewähr zu sein. Nur einmal die Woche oder ab und zu ein paar Worte oder Skizzen hinein zu tun, bringt dir kaum Früchte ein. Tagebuch schreiben ist eine Form der inneren Beziehungsarbeit, bei der du dich mit der eigenen Biografie auseinandersetzt und dementsprechend, Wünsche sowie konkrete Lebensziele für dich formulieren wirst.
Auf den Punkt gebracht bedeutet Tagebuch schreiben für dich:
- Es fällt dir leichter, Herausforderungen beim Schopf zu packen: Beim Schreiben baust du nicht nur emotionalen Ballast ab, sondern dir neue Herausforderungen von unterschiedlichen Seiten betrachten. So kannst du z. B. einen neuen Charakter erfinden, der sich anstelle deiner dieser Herausforderung stellen muss. Durch deinen Schritt zurück entstehen schreibend neue Handlungsstränge und Lösungsvorschläge, die du anschließend austesten kannst.
- Du entwickelst eine positive Robustheit/Nervenstärke: Durch das regelmäßige Gestalten deines Tagebuchs wird dieses zum stillen Begleiter in belastenden Zeiten. Rückblicke auf überstandene Krisen (die du bereits in deinem Tagebuch sichtbar gemacht hast) können Mut machen und dein Selbstbewusstsein stärken.
- Das Formulieren deiner Ziele gelingt dir häufiger: Du möchtest Großes bewirken, einfach leben, ganz du sein oder herausfinden, welche Geschenke das Leben für dich bereit hält? Dann verschriftliche deine Ziele und Träume. Mit der Zeit erkennst deinen roten Faden, der dir den Weg zu den Sternen weist.
Dein Tagebuch kann wie ein wohlwollender, geduldiger Coach für dich sein, der dir zur Seite steht und dir hilft, deine Beziehung zu dir positiv zu gestalten.
Gerade im weiten Feld des heilsamen Schreibens spielt das Tagebuch eine zentrale Rolle. Als Autor kann es dir eine Quelle der Inspiration sowie Grundlage für dein neues Werk sein; für dich als Sozialpädagoge und Coach ist es ein hochwertiges Werkzeug, um deine Klient|innen bei der Reflexion und Persönlichkeitsentwicklung langfristig zu unterstützen.
Tagebuch schreiben in der heutigen Zeit
Verewigte der Mensch in früheren Zeiten seine Gedanken und Erlebnisse auf Höhlenwänden, Steinen, Pergamentrollen, Leinentüchern oder in klassischen Büchern mit leeren Blättern, so hat sich mit Zunahme der Multimedialitat das Bild des Tagebuch Schreibens stark gewandelt. Hinzugekommen sind zahlreiche Tagebücher mit vorgefertigten Leitfragen, Stimmungsbarometern, Schaugrafiken etc. zu den unterschiedlichsten Themen. So gibt es beispielsweise:
- Erfolgstagebücher. Diese sollen dir eine bestimmte Art erfolgreich zu denken beibringen, indem du dazu angeleitet wirst, jeden Tag mindestens 3 bis 5 kleine Dinge aufzuzählen, die du an dem jeweiligen Tag geschafft hast. Die Idee dahinter? Mit dem richtigen Mindset und Übung, ziehst du Erfolg magisch in dein Leben. Du wirst mutiger und traust dir mehr zu. Du selbst wächst über deine Grenzen hinaus.
- Dankbarkeitstagebücher. Ähnlich wie den Erfolgstagebüchern soll es dich in dem Unterfangen begleiten, dein Dankbarkeitsempfinden zu entwickeln. Das Prinzip ist dasselbe. Schreibe jeden Tag mindestens 3 Dinge auf, für die du dankbar bist. Warum? Dankbarkeit ist die Ja-Stimme deines Herzens. Wann immer du innerlich oder laut danke zu etwas sagst, bekommst du auf eine faszinierende Art und Weise mehr davon. Welche Wirkung hat es dann wohl erst, wenn du es aufschreibst und von Zeit zu Zeit erneut liest?
- Bullet-Journals. Ja auch das sind im entfernteren Sinne Tagebücher. Denn Bullet-Journals benutzt du ebenfalls täglich. Du notierst darin Abläufe, Tagesaufgaben, Ziele; hakst ab, was du bereits umgesetzt hast, hältst deine Stimmung fest. Ein Bullet-Journal ist ein Tagebuch, das dich vereinfachte Tagesstrukturen lehrt und dir zeigt, Prioritäten zu setzen. Du erkennst, wo du zu kompliziert lebst und entschlackst deinen Alltag, indem du Unnötiges streichst.
- Künstlertagebücher. Anders als im klassischen Tagebuch schreibst du hier kaum hinein. Höchstens Mal Kraftsätze oder Kurzbeschreibungen. Der mehrzeitliche Anteil im Künstlertagebuch sind gezeichnete Inhalte, Skizzen oder Collagen. Es dient dir dazu, dich kreativ zu entfalten. Wenn du gezielt ein bestimmtes künstlerisches Projekt verwirklichen möchtest, kannst du in deinem Künstlertagebuch die benötigten stilistischen Fertigkeiten üben und deinen persönlichen Wiedererkennungswert herausarbeiten.

- Traumtagebücher. Du träumst sehr viel und hast bestimmte Träume immer wieder? Mit dem Traumtagebuch kannst du hinter die Kulissen deines Bewusstseins schauen und deine Intuition für mögliche Interpretationen schärfen. Denn Träume sind oft wichtige Wegweiser mit einer Botschaft für dich. Mit deinem Traumtagebuch lernst du die Traumsprache und kannst auch erkennen, mit welchen Themen sich dein Unterbewusstes gerade befasst.
Dies sind nur einige aus einer langen Liste. Weitere beliebte Tagebücher sind beispielsweise Reisetagebücher, Visionstagebücher, Lerntagebücher, Wissenschaftstagebücher, Tagebücher zu Gesundheit und Selbstfürsorge uvm.
Auf der Suche nach dem richtigen Tagebuch
Du siehst: Tagebücher gibt es wie Sand am Meer. In jedem gut sortierten Buchhandel oder Online findest du Dutzende gut aufbereitete Tagebücher aller Couleur.
Du arbeitest weitestgehend digital und verzichtest aufs Papier? Kein Problem. Denn auch als App stehen dir sowohl kostenpflichtige als auch zum Austesten kostenlose Angebote zur Verfügung. Ich nutze beispielsweise auf meinem Tablet die App Daily Log – eine Mischung aus Tagebuch und einfachen Bullet Journal. Das Versuche ich aktuell als mein Erfolgstagebuch zu etablieren.
Wenn du gerade erst mit dem Tagebuch schreiben beginnen willst oder seit langem keines mehr gepflegt hast, fällt es dir möglicherweise schwerer, das richtige Angebot für deine Zwecke auszubuddeln.
Deshalb mag ich dir gern meine Empfehlung ans Herz legen:
Halte es einfach – Tagebuch schreiben darf Spaß machen
Unabhängig davon, ob du deine nächste tolle Reise in einem Tagebuch mitsamt deinen unverwechselbaren Gedanken festhalten möchtest oder eine interessante Idee weiterverfolgen willst: Ein simples Notizbuch mit tut es auch!
Die meisten meiner Tagebücher aus der Kindheit und Jugendzeit waren sogar selbst angefertigte Hefte mit weißen Seiten. Darin beschrieb ich meine Gefühlswelten, suchte nach Antworten auf Fragen oder schrieb kleine Gedichte und Geschichten nieder. Teilweise schummelte sich auch Mal ein Bild hinein (damals war ich noch der festen Auffassung, eh nicht malen zu können. Aber mich schriftlich ausdrücken war schon immer mein Steckenpferd.)
Freebie: Anleitung für ein super Tagebuch kommt bald…
Pssst…ich verrate dir was…aber nur dir! 😉 In der Pipeline befindet sich bereits mein Miniprojekt für ein schönes Freebie. Dieses wird dir zeigen, wie du mit einfachen Mitteln ein wunderschönes Tagebuch für dich oder zum Verschenken mit spannender Zusatzfunktion anfertigen kannst. Schau gern immer Mal wieder rein.
Hast du Lust, mir in einem Kommentar zu schreiben, welche Art von Tagebuch du führst und wobei es dir hilft? Zeig auch gern ein Cover oder Screenshot deines Tagebüchleins.
Freue mich von dir zu lesen! Deine Ana
