Eine Geschichte ist das was sie ist: eine Geschichte, die jemand niederschreibt oder erzählt, um sie zu teilen. Und gleichzeitig ist sie soviel mehr. Sie ist eine Stimme, die gehört werden will. Sie ist Ausdruck eines unerhörten Gedanken-Spaziergangs, eine ferne Idee von morgen, ein Kaleidoskop, durch das neues Denken und Handeln möglich wird. Geschichten sind Sternschnuppen, die uns inspirieren, nach unseren Träumen zu greifen… Momentchen mal, ich rede mich hier wohl um Kopf und Kragen. Ging es nicht um etwas anderes? Richtig. Ich wurde oft gefragt: was macht eine Geschichte so unique, dass wir Menschen unmöglich auf sie verzichten können? Ich möchte deine wertvolle Zeit gern dafür verwenden, dir zuerst meine eigene Antwort auf diese Frage zu liefern. Hier ist sie:
Ich brauche Geschichten, weil sie der Atem meines Lebens sind. Durch Geschichten erfahre ich mich selbst, verglühe, werde neu geboren, um mich Abenteuern und Erfahrungswelten im nächsthöheren Level zu stellen. Geschichten verschaffen mir den Raum, um darin aufzublühen und zu gedeihen. Sie sind die Nahrungsquelle für meine Seele.
Ich schreibe, um Werte zu schaffen, Herzen zu heilen und Menschen mit den Ur-Klängen ihrer Seele zu verbinden.

In den nächsten Minuten werde ich meine obige Antwort weiter vertiefen. Nimm dir also gern einen Tee oder Cafè und mach es dir gemütlich:
Geschichten sind ein Teil der kulturellen Identität eines Volkes
Geschichten sind so alt wie die Menschheit selbst. Seit Anbeginn wurden am knisternden Feuer Wissen, Fertigkeiten, Traditionen und Werte an nachfolgende Generationen überliefert. Geschichten bilden einen Teil des kulturellen Erbes eines Volkes und dienen gleichzeitig als bedeutsamer Spiegel eines jeweiligen Zeitgeistes. Aus den literarischen Geschichten und Heldenreisen einer bestimmten Epoche lässt sich ablesen, wie Menschen gelebt haben, welchen Fragen sie nachhingen, wovon sie träumten, wie ihre Vorstellungen von zukünftigen Tagen aussahen und welchen Unwägbarkeiten sie zu überwinden hatten. Durch geniale Geschichtenerzähler konnten nachfolgende Menschen ihren Horizont erweitern und auf das Wissen vorheriger Generationen zurückgreifen, Fehler vermeiden und darauf aufbauen.
Ich lese gerne bunt durch den Gemüsegarten aller literarischen Genres. Besonders Schriftsteller aus den Genres Spiritualität, Fantasy und Zen haben es mir sehr angetan. Was lehren mich diese Art der Geschichten? Beispielsweise den Blickwinkel auf innere Schätze zu lenken und mich auf das Wesentliche zu fokussieren. Darüber hinaus schnappe ich mir auch sogenannte dystopische Werke. Das aktuell sehr reichhaltige Angebot beweist, wie sehr wir uns gesellschaftspolitisch betrachtet inmitten einer Umbruchphase befinden. Doch bei genauerer Betrachtung lassen sich verschlossene Türen entdecken, dessen zugehörige Schlüssel noch aus gebuddelt werden dürfen. (Umschreiben mit Bezug auf gemeinsames Lesen mit der Tochter)
Wer liest, erkennt sich; wer schreibt definiert sich neu
Das Schreiben und Lesen von Geschichten trägt einen unglaublich wandelbaren und Welten verbindenden Charakter inne. Während wir eine Geschichte lesen, geschieht Transformation im Verborgenen. Schreibend lassen sich eigene innere Grenzen erkennen sowie erweichen. Als Lesende schauen wir aus den Augen anderer auf die Welt und bekommen Rückschlüsse auf eigene Einstellungen, lernen Verständnis sowie Mitgefühl für andere zu entwickeln. Geschichten verknüpfen Welten inter- und intradimensional miteinander. Von einander trennende Faktoren: fremde Kulturkreise, entfernte Generationen, neuartige Sitten, vereinen sich über die Kraft Grenzen überwindender Geschichten. Dies schafft ein starkes Gemeinschaftsgefühl. Ich und du münden in ein „wir“.
Wenn ich an Literatur-Veranstaltungen, Literatur-Cafés, Lesungen und Buchmessen teilnehme, höre ich das geschäftige Summen in der Luft, fühle den elektrisierten Austausch zwischen Schreibenden, Geschichtenerzählern, Lesenden. Menschen, die füreinander bestimmt sind, begegnen sich. Ich erlebe, wie Geschichten Herzen öffnen, Diskussionen sich friedlich entfachen, polarisieren und das Denken in unbekanntes Terrain lenken.
Ich lese, um mein Licht im Dickicht von Buchstaben-Salaten erstrahlen zu lassen. Ich erforsche, forme und gehe schreibend meinen Weg.
Geschichten – Hoffnungsträger für den Alltag
An besonders dunklen Tagen kann eine passende Geschichte ein wahrer Rettungsanker sein. Wenn nichts vor noch zurückgeht, lädt eine trostspendende Geschichte zum Dialog mit der eigenen Seele ein. Dabei ist es zweitrangig, welcher Impuls der lebensbejahende Funke war. Die Kernbotschaft in der Geschichte entzündete das Licht und schon erscheint der Raum heller, kehrt Mut zurück, fliegt die Idee zu.
Meine eigenen literarischen Schnipsel sind vom Wesen her autobiografischer Natur. Schreibend verarbeite ich Erlebnisse, die mir schwer im Magen liegen; schreibend gelingt es mir, anderen und mir selbst, zu verzeihen. Lesend hole ich mir Rat, ohne dass mir das Gesicht vom Leib gerissen oder ein erhobener Zeigefinger vor aller Augen in die frische Wunde gepresst wird. Eine berührende Geschichte dient mir als Balsam für die Seele.
Schreiben ist träumen auf dem Papier
Träume und sind ein Sprung zu den Sternen. Sie enthalten das Potential für eigenes sowie kollektives Wachstum. Aus dem Stoff großartiger Träume wird eine neue richtungsweisende Erfindung. Doch Herzenswünsche mit der Welt zu teilen, ist oft Schwerstarbeit. Werden sie zu schnell in der Wildnis ausgesät, scheitert ihr Wachstum bereits an der gut gemeinten Überwässerung ihrer Neider. In einer Geschichte verpackt, weitergetragen von dem Genius eines Geschichtenerzählers, hat der Traum die Chance sich viral zu verankern. Deshalb schreiben Erfinder Bücher, führen Tagebücher, lassen Geschichten weben. Sie wissen, es sind sichere Räume, in denen ihre Träume allmählich heranreifen dürfen – bis der Funke überspringt…
Auch ich hatte schon viele bunte Träume. Dieser Literaturblog dient dazu, dir von einem dieser Traumperlen zu erzählen. Denn Träume sind für mich wie kleine lebendige Steinchen, die jeder Mensch an einer Kette um den Hals trägt. Bereits als junge Heranwachsende war ich mir sicher: Geschichten schreiben ist mein Kommunikationskanal, mich der Welt Werte schaffend mitzuteilen. Doch ich riss die zugehörigen Perlen zu hastig von der Kette. Einige davon zerbrachen ungenutzt am Boden. So ging ich als Werbetexter, Ghostwriter, Biograf viele Umwege, um das zu tun, was ich tief in meinem Herzen immer wollte. Lassen konnte ich das Schreiben nie. Jetzt bin ich mutig genug, der entscheidenden meiner Perlen den Raum zum Entfalten zu geben.
Geschichten lesen bildet; schreiben heißt, seine Stimme zu erheben
Kinder lernen, selbst in der digitalen Welt, früh das Lesen und Schreiben. Warum? Weil Geschichten zu lesen bildet. Kinder entwickeln Zuversicht, haben an der kulturellen Gemeinschaft teil, finden Helden mit Vorbildfunktion. Nehmen sie den Stift in die Hand und schreiben, sind sie kreativ, bilden Fantasie und Vorstellungskraft aus und erheben ihre Stimme durch das geschriebene Wort.
Als Kind war ich ein wahrer Bücherwurm. Meine ersten Helden waren Romanfiguren. Während ich las, hüpfte ich in andere Realitäten und nahm mit, was mir hilfreich erschien. Später gesellte sich zum reinen Lesen das Hören von Geschichten hinzu – praktisch beim Auto fahren, Hausarbeiten erledigen. Schreibend bin ich die Gestalterin meines Lebens. Noch immer nehme ich Stift und Papier oder mein Bambook zur Hand, um Handlungsstränge sowie Charaktere zu entwerfen.
Ich brauche Geschichten, um (mich):
- kulturell zugehörig zu fühlen,
- persönlich & seelisch zu wachsen,
- Meilensteine und Unwägbarkeiten zu verarbeiten,
- daran zu erinnern, wer ich bin,
- kreativ zu betätigen,
- in schweren Stunden vorwärts zu gehen,
- der Welt mitzuteilen und meine Stimme zu erheben,
- mutig zu träumen und nach den Sternen zu greifen,
- diese an gemütlichen Lagerfeuern mit anderen zu teilen.
Und warum brauchst du Geschichten? Kannst du dir eine Welt ohne Geschichten – das geschriebene und erzählte Wort – tatsächlich vorstellen?



